Die Causa V/W – Ersetzen von v

In Fremd­wörtern lässt die Deutsche Einheits­kurz­schrift (DEK) die Schreibung nach der Aus­sprache zu, man ist also insbe­sondere bei Wörtern mit dem Buch­staben v nicht an die ortho­grafische Schreibung gebunden, sondern kann ihn wahl­weise durch w bzw. durch f ersetzen. In deutschen Wörtern wie Vater oder vier stößt man nicht auf diese Wahl­freiheit, hier wird v immer auch als solches geschrieben. Aus­nahmen bilden nur ver- und vor, voll und völl… für die es ja eigene Kürzel gibt. Aber v in einem Fremd­wort brachte mich (und da bin ich sicher­lich nicht der Einzige) immer wieder ins Stocken. Ich musste mich ent­scheiden, wo eine Schreibung nach der Aus­sprache und wo eine ortho­grafische Schreibung vor­teil­hafter ist. Mittler­weile habe ich eine für mich befriedigende Lösung gefunden, die ich mit euch teilen will.

In Fremd­wörtern aus dem Französischen (bzw., weiter zurück­greifend, aus dem Lateinischen) kommt v häufig in der Adjektiv­endung -iv vor. In der System­urkunde (SU) werden in § 9 Ziff. 3 anhand des Wortes aktiv alle drei Schreibungen als gleich­wertig gezeigt: mit v oder mit f in aktiv, mit v oder mit w in Aktivität. Ich habe mich ent­schlossen, in beiden Fällen die Schreib­weise mit v zu wählen. Auch an anderen Stellen der SU wird für das Suffix -iv bevorzugt die ortho­grafische Schreibung gewählt, so z. B. in naiv (§ 3 Ziff. 2) und in passiv (§ 4 Ziff. 1 lit. b). Diese Wahl hat einige Vorteile: Da der Buch­stabe v in deutschen Wörtern nur im Anlaut vorkommt, werden bei Anwendung im Auslaut die Deut­lich­keit erhöht und Ver­wechslungen ver­mieden. Aktiv im Speziellen wird in der Rede­schrift der DEK auf tv gekürzt werden (§ 19 Ziff. 3), hier erspart man sich also ein Umdenken, wenn man von Anfang an die Schreib­weise mit v nutzt. Der letzte Vor­teil ist, dass das Wort bei der Schreibung mit v immer gleich aussieht (und somit schneller wieder­erkennbar ist), egal ob es alleine steht, oder mittels -ität bzw. -ieren zu einem Sub­stantiv oder Verb gemacht wird. Wer die Schreibung mit w wählt, muss für das Wort­ende des allein­stehenden Adjektivs bzw. Adverbs eine Ent­scheidung zwischen v und f treffen, da w hier nicht geschrieben werden kann.

Auch am Wort­anfang (und am Wort­ende) von Fremd­wörtern verwende ich in Anlehnung an die SU immer v. Diese zeigt eine solche Schreibung für Veranda (§ 9 Ziff. 2), Volumen (§ 4 Ziff. 3) und Vulkan (§ 3 Ziff. 1 lit. c). Da am Wort­anfang (im Gegen­satz zum Wort­inneren/-ende) der lange Auf­strich und der Umkehr­punkt am oberen Ende weg­fallen, wird die Schreibung von v hier wesentlich hand­licher. In manchen Fällen hat sie auch den Vor­teil der Deut­lich­keit, vgl. z. B. Veteran : wettern, Verben : werben, Viper : Wipper, Vizekanzler : Witzekanzler.

Jetzt bleibt noch v im Wort­inneren. In der SU wird hier eine wechselnde Schreib­weise gezeigt: In Eigen­namen darf v durch w ersetzt werden, sofern v nicht zur Unter­scheidung von anderen Eigen­namen not­wendig ist, vgl. Haverkamp und Levasseur in § 9 Ziff. 1. Ein Name wie Xaver ist trotzdem mit v geschrieben (§ 4 Ziff. 3), obwohl hier keine Ver­wechslung droht. Allge­meine Fremd­wörter, die ein v im Inneren haben, werden in der Verkehrs­schrift der SU jedoch durch­gängig mit w geschrieben: Revuen (§ 3 Ziff. 2) bzw. Revuestar (§ 7 Ziff. 1) und Universalität (§ 9 Ziff. 2). Selbst im Stamm­anlaut nach Fremd­wort­vorsilben wird w verwendet, z. B. in Revision (§ 4 Ziff. 1 lit. c). Ob­wohl dies ein wenig inkonsis­tent ist (warum, werde ich gleich erklären), habe ich die Fremd­wort­schreibung mit w im Wort­inneren über­nommen, weil sie für ein kompakteres Schrift­bild sorgt. Warum ist das jetzt inkonsis­tent? Naja, das Wort Vision schreibe ich nach dem vor­her­gehenden Absatz mit v, in Revision aber mit w. Da solche Fälle aber eher selten sind im Ver­gleich mit anderen Wörtern, bei denen v im Wort­inneren ist, erlaube ich mir, über diesen Makel hin­wegzu­sehen. Dann bleibt, unter Berück­sichtigung des oben Gesagten, folgendes Prinzip, das mir einiges an Denk­arbeit erspart:

Wenn v im Wort­inneren (und nicht Teil der Nach­silbe -iv) ist, schreibe ich w, sonst v.

Diesem Grundsatz folgend schreibe ich also z. B. folgende Wörter mit v: aktiv, passivieren, negativ, kommunikativ, Volt, brav, Vision; und folgende mit w: Sklave, privat, Salvador, Gravitation, Revolte, bravo, Revision. In den jeweils letzten beiden Wörtern wechselt der Stamm also seine Schreib­weise.

Ich hoffe, euch mit meinem Bei­trag ein wenig weiterge­holfen zu haben. Ich bin, gerade was diese eher subjek­tiven Themen zur Schreibung einzelner Wörter der DEK betrifft, offen und dankbar für Kritik oder Alter­nativ­vor­schläge. Wie würdet ihr eventuell schreiben?