Die Systemurkunde der Deutschen Einheitskurzschrift (SU), auch Wiener Urkunde genannt, legt die Regeln des Systems fest und verdeutlicht diese Regeln auch durch eine große Zahl von Beispielen in Kurzschrift. Sie kann hier heruntergeladen werden. Einen Überblick über den langen (aber interessanten!) Weg bis zu ihrer Entstehung im Jahr 1968 bietet Wikipedia.
Falls man die Handschrift der SU genau nachschreiben will, hier ein paar Informationen zum Schriftbild: Der Abstand zwischen zwei Linien (auch als Stufe bezeichnet) ist 2,5 mm groß, die Neigung der Zeichen zur Senkrechten beträgt 30°. Die weite Verbindung zweier Zeichen ist drei Mal so weit wie die kurze. Die Silbe eit schließt mit der Horizontalen einen Winkel von 25° ein und ist somit ein wenig steiler als das Zeichen für ei oder das Kürzel eine. n wird nur dort wo es grafisch notwendig ist (zum Beispiel um eine vernünftige Anschlusszeile zu bieten) halbstufig geschrieben, sonst (und in nd, ndr und schn) ein wenig kleiner. Die Strichbreite bei Verstärkung ist im Abstrich doppelt so groß wie ohne Verstärkung.
Man muss sich nicht exakt an diese Vorgaben halten. Jeder Mensch hat seine eigene Handschrift, und das ist (in meinen Augen) auch gut so. Es empfiehlt sich aber doch, von Anfang an sauber zu schreiben, um beim Wiederlesen nicht heben mit geben oder hemmen zu verwechseln. Oder beben mit weben oder beten. Eine Schönschreibübung zur Unterscheidung einiger ähnlich aussehender Zeichen ist übrigens das Wort wegemebeh : Es gibt keinen Unterschied zwischen dem normalen und dem auf den Kopf gestellten Schriftbild – wenn doch, sieht man genau, wo noch Nachbesserungsbedarf ist.
Das Problem an dem online verfügbaren Scan der SU ist, dass der Kontrast zwischen den Linien des Schreibraums und dem Schriftbild nicht sehr groß ist. Dadurch werden manche Schreibungen schwer zu entziffern, vor allem wenn man die Verkehrsschrift gerade erst lernt. Als Unterstützung für solche Fälle habe ich den ersten Teil der Systemurkunde in Langschrift übersetzt. Das hat den Vorteil, dass man sie dadurch auch digital durchsuchen kann. Manche PDF-Reader haben Probleme, die abgetrennten Wörter am Zeilenende zu finden – ein Programm, das das ohne Weiteres schafft, ist Adobe Acrobat Reader.
Für alle, die lieber analog suchen, habe ich auch ein alphabetisches Stichwortverzeichnis des verkehrsschriftlichen Teils der SU erstellt. Ich habe dabei die Übersichtsteile von Mitlauten (§ 2 Ziff. 1), Selbstlauten (§ 3 Ziff. 1 und 2), Silbenzeichen (§ 5 Ziff. 1) und Kürzeln (§ 5 Ziff. 2) vernachlässigt, da man diese auch so schnell genug findet. Das Stichwortverzeichnis hat auch den Vorteil, dass man es als eine Art Vokabeltrainer verwenden kann: Man wählt ein Wort aus der Liste, schreibt es in Kurzschrift, und vergleicht dann mit der Schreibung der Systemurkunde.
Wenn ich das mache, bin ich immer wieder überrascht, wenn ich sehe wie z. B. Landschaftsgestaltung bereits in Verkehrsschrift geschrieben werden kann! Diese kurze (aber undeutliche) Schreibweise mit -ge- tritt übrigens nicht nur nach -schafts auf, sondern auch in Wörtern wie ordnungsgemäß oder wahrheitsgetrieben. In diesen Fällen darf s zwar nicht vorverlegt werden (-ung und -heit sind linksauslaufende Zeichen) und es ist rechtswendig zu schreiben. Aber es gilt auch hier die Untergrenze als Anschlusszeile, da es sich bei -ge- ja weder um ein kleines Abstrichzeichen, noch um buchstäbliches e, o, i, ei handelt (vgl. § 4 Ziff. 1 lit. c)!