Kurzschrift lernen – Wo beginnen?

Die Deutsche Ein­heits­kurz­schrift (DEK) ist de facto das nationale Kurz­schrift­system Deutsch­lands und Öster­reichs. Diese große Ver­breitung hat zur Folge, dass es (im Ver­gleich zu einigen anderen Kurz­schriften der deutschen Sprache) zur DEK relativ gutes Lern- und Übungs­material gibt, das man nur finden muss. Man kann alle drei System­stufen – Verkehrs­schrift, Eil­schrift und Rede­schrift – lernen, ohne einen Cent Geld auszu­geben. In diesem Bei­trag möchte ich einen kleinen Über­blick bieten, welche Ressour­cen dafür aktuell im Inter­­net zur Ver­fügung stehen. Sie alle sind kosten­los und frei zugäng­lich:

Wer Online-Unter­richt schätzt, ist mit den mehr als 100 Videos, Übungs- und Lösungs­blättern von Dominique Clarier gut bedient. Für Büchermenschen stellt Dr. Klaus-Wilhelm Lege auf seiner Seite stenoweb.de ein Lehr­buch für die Ver­kehrs­schrift zur Ver­fügung. Dieses kann gut im Selbst­studium durchge­arbeitet werden, vor allem weil der Autor auch das dazuge­hörige Lehrer­heft öffentlich gemacht hat.

Über das Hand­werks­zeug Stift und Papier schreibt der Steno­grafen­verein Langen. Ausführ­lichere (wenn­gleich englisch­sprachige) Infor­mationen zu diesem Thema lassen sich auf Long Live Pitman’s Short­hand finden. Pitman Short­hand verwendet wie die DEK Ver­stärkungen zur Unter­scheidung ver­schiedener Laute, was ein wichtiger Punkt bei der Wahl des Schreib­geräts ist.

Ansagen niedriger Geschwindig­keit (30 bis 80 Silben pro Minute) bietet der Bildungs­verlag EINS im Rahmen von BuchPlusWeb als Teil der „Steno heute“-Reihe, aller­dings ohne Transkrip­tion. Auf der Verlags-Home­page sind auch Ansagen mittlerer Geschwindig­keit (80 bis 180 Silben pro Minute) zu finden. Die Steno­gramme in Verkehrs­schrift von Stefanie Wiele beinhal­ten die Transkrip­tion sowie Kürzel und Kürzungen aus der Eil- und Rede­schrift. Auch hier im Steno­blog können Steno­gramme in Verkehrs­schrift gefunden werden.

Die System­urkunde der DEK (SU) von 1968, auch bekannt als Wiener Urkunde, ist im Rechts­informations­system des Bundes (Österreich) abrufbar. Sie legt die Regeln des Systems fest und bildet so die Grund­lage für die Schreib­weise aller Wörter und Sätze der DEK. Es handelt sich dabei aber nicht um einen Lehrtext. Man kann die SU erst verwenden, wenn man Verkehrs­schrift lesen kann. Dann erlaubt sie eine de­taillier­te Aus­einander­setzung mit den Ge­setzen der DEK. Um die System­urkunde digital durch­suchen zu können, habe ich eine Über­setzung des 1. Teils ange­fertigt. Für alle, die lieber analog suchen, habe ich auch ein alpha­betisches Stich­wort­ver­zeichnis des verkehrs­schrift­lichen Teils erstellt. Beide können in meinem Bei­trag zur Wiener Urkunde herunter­ge­laden werden.

Der text2DEK-Konverter von Stanislav Jan Šarman funk­tioniert in der Regel gut. Zur alleinigen Kontrolle der eigenen Steno­gramme eignet er sich aber nicht, weil er nicht jedes kurz­schrift­liche Wort richtig ausgibt. Mängel zeigt er unter anderem bei den besonderen Ver­bin­dungen mit l an der Sprach­silben­fuge, Aufstrich-t vor Nach­silben wie -heit und der Ver­­wendung einiger Kürzel wie hint… oder aus. Man muss aber sagen, dass das Regel­werk der Verkehrs­schrift mit seinen vielen Aus­nahmen nicht besonders maschinen­freund­lich gestaltet ist, sondern eher dem mensch­lichen Sprach­ver­ständnis gerecht wird.

Eine andere Heran­gehens­weise wählte Jens-Christian Wawrczeck mit seinem Steno­generator. Das Programm greift auf eine Microsoft-Access-Datenbank zurück, in der die Schreibungen von tausenden von Wörtern in mehreren System­stufen gespeichert sind, und setzt aus diesen Wörtern dann ein Steno­gramm zusammen. Man kann die Ein­träge im Wörter­buch ändern, wo immer sie nicht stimmen sollten, und erhält somit system­urkund­lich ein­wand­freie Texte. Das Programm funk­tioniert sowohl mit der 32-bit- als auch mit der 64-bit-Version von Microsoft Access prächtig, wie an einer Reihe deutscher Werke von Mörike bis Goethe (unter anderem dem gesamten ersten Teil von „Faust“!) demonstriert wird.