Warum Verkehrsschrift?

Egal wie interessant die Deutsche Ein­heits­kurz­schrift (DEK) sein mag, im Ver­gleich mit den höheren Geschwindig­keits­stufen wirkt ihre Basis, die Verkehrs­schrift, unhandlich: nicht besonders kurz und, ja, ein bisschen lang­weilig und unnötig kompliziert. Bei meinem ersten Erlernen der DEK wollte ich schnell über sie hinweg und bin gleich weiter zur Eil- und an­schließend auch zur Rede­schrift, deren elegante Kürzungen mir weit mehr Freude be­reiteten.

Stenogramm: Elegante Kürzungen. Deutsche Einheitskurzschrift (DEK) – Verkehrsschrift
Die Phrase „elegante Kürzungen“ in Ver­kehrs-, Eil- und Rede­schrift. Geschwindig­keit geht oft auf Kosten der Wieder­lesbar­keit.

Warum wende ich mich in diesem Blog wieder der Verkehrs­schrift zu – und gebe damit Kürze und Geschwindig­keit auf? Die erste Antwort ist: Weil ich mit meinem Blog Leuten weiter­helfen will, die keinen Zugang zu einem Verein für Steno­grafie haben. Wenn es euch so geht wie mir, und ihr in eurer Suche nach Informa­tionen zur DEK das ganze Internet einmal von innen nach außen gekehrt habt, ohne fündig zu werden, dann hoffe ich, dass ihr hier ein bisschen Selig­keit findet. Mit Verkehrs­schrift möchte ich auch ein größeres Publikum erreichen als mit einem Steno­block, in dem ich aus­schließ­lich Material für Fortge­schrittene sammle.

Zweitens: Das, was die Verkehrs­schrift der Eil- und der Rede­schrift an Geschwindig­keit hinter­her ist, hat sie ihnen an Leser­lich­keit voraus. Und dieser Vor­teil kann kaum über­bewertet werden, wenn man die DEK haupt­sächlich für Notizen ver­wendet. Hier sind Schreib­geschwindig­keiten von etwa 100 Silben in der Minute fast immer aus­reichend, und den Vor­teil, dass man niederge­schriebene Texte fließend lesen kann, können Eil- und Rede­schrift nicht bieten. Auch wenn ich mich also irgend­wann wieder den höheren System­stufen zuwende, werde ich für Notizen und Zusammen­fassungen weiter­hin die Verkehrs­schrift verwenden.

Der dritte Grund ist ein persön­licher: Ich möchte die Verkehrs­schrift voll­kommen durch­drungen haben, bevor ich mich wieder mit den höheren Geschwindig­keits­stufen be­schäftige. Je mehr man sich mit der Verkehrs­schrift auseinander­setzt, desto mehr Fragen tauchen auf: Wieso schreibt man weitaus mit Häkchen, hintan aber nicht? Wie schreibt man Momenten, wie momentan? Bei welchen Wörtern ist es sinn­voll, ä durch e zu ersetzen? Wann schreibe ich w oder f statt v? Wie schreibe ich y in diesem oder jenem Wort? Das Schöne ist, dass bei eingehender Auseinander­setzung mit der DEK fast immer gute Ant­worten auftauchen. Diese Kurz­schrift wurde von vielen klugen Leuten über lange Zeit erarbeitet, benutzt und dann von Neuem erarbeitet – zumindest ist das mein Ein­druck. Vieles hier fühlt sich so an, als ob es einen guten Grund hat.

Während ich also die Verkehrs­schrift neu entdecke (und mich inten­siv mit dem System der DEK aus­einander­setze) möchte ich euch teil­haben lassen an meiner Be­geisterung und den Ant­worten, die ich auf meine Fragen finde. Ich freue mich natürlich jeder­zeit über Anregungen und kritische Kommentare!